Silosorghum in der Milchviehhaltung. Welche Vorteile gibt es?

 

Am 22. September 2020 wurde im Forschungsinstitut für Kulturpflanzen von Prague-Ruzyně ein umfangreiches Programm zu Silosorghum und dessen Vorteile in der Milchviehhaltung geboten: Versuche, Vorträge sowie zahlreiche Diskussionen an den Ständen ermöglichten es den Besuchern sich über diese in diesem Land noch sehr wenig bekannte Kulturpflanze zu informieren. Begrüßt wurden sie vom Leiter der Station Miroslav Janeček sowie dessen Technikern, aber auch von Vertretern des Unternehmens Seed Service, das in der Tschechischen Republik den  Anbau von Sorghum bereits seit 2008 vorantreibt.

Im Zentrum der Vorträge standen folgende Themen:

  • Die Eigenschaften von Sorghum sowie die verschiedenen Silagearten
  • Die zahlreichen Ähnlichkeiten zwischen Sorghum- und Maissilage: Ertrag, Schmackhaftigkeit, hoher Fasergehalt und Verdaulichkeit, hoher Hemizellulose-Anteil, positiver Einfluss auf den Pansenstoffwechsel sowie auf die Milchleistung der Tiere.

 

Das höchste für die Silage bestimmte Körnersorghum war 2,20 m hoch. © Foto von Jana Pančíková


Sorgho pour la production d’ensilage et de fourrage

Sorghum wird in der Tschechischen Republik zur Produktion von Heulage und Silage verwendet. Im Gegensatz zur Biomasse haben Silagen von Körnersorghum einen mit der Maissilage vergleichbaren Energiegehalt, was auf den höheren Stärkegehalt zurückzuführen ist, und weswegen es ebenso für die Fütterung von Milchvieh verwendet werden kann. Die am häufigsten angebauten Sorghumarten sind Sorghum bicolor bicolor und Sorghum bicolor drummondii. Es werden 3 Hauptsorten von Sorghum bicolor bicolor angebaut: Körnersorghum, Zuckersorghum und Biomassesorghum (Fasern). Die Sorten von Sorghum bicolor drummondii – auch Sudangras genannt – werden für Heulage (Mehrfachschnitt) oder Siliage (Einfachschnitt) angebaut.

Ein Praxistag rund um Sorghum in der Versuchsstation Ivanovice na Hané. ©Foto von Jana Pančíková

Hybridsorten aus Kreuzungen von Körner- oder Zuckersorghum mit Sudangras wird häufig für die Biomasseproduktion angebaut – als Mehrfachschnitt für die Heulage oder Einfachschnitt für Silage. Zum Zeitpunkt der Reife erreichen die meisten – je nach Sorte – eine Höhe von 2,5 bis 3,5 Metern. Für die zweifache Ernte für die Heulage werden sie in engen Reihen gesät und liefern ein Semi-Protein-Futter mit einem hohen Gehalt an verdaubaren Fasern und Zucker. Wenn es für Biogas angebaut wird, wird es mit einem einzigen Schnitt geerntet. Für Mehrschnitt-Nutzungen (Heulage) oder für die Silageproduktion unter schlechten Bedingungen haben tschechische Züchter eine frühe, trockenheitsresistente Sorte gezüchtet. Die Sorte hat einen schnellen Aufgang und wächst nach der Ernte weiter. Die Blätter und Stängel sind süß und saftig, weswegen die Kühe sie sehr gerne fressen. Die BMR-Sorte bietet eine sehr hohe Verdaulichkeit der ganzen Pflanze.

Ein Praxistag rund um Sorghum in der Versuchsstation Ivanovice na Hané. ©Foto von Jana Pančíková

Die Abkürzung „BMR“ (Brown Mid Rib) beschreibt eine beim Mais bereit 1927 entdeckte Genmutation, die die Struktur der Zellwände  verändert und dadurch eine Braunfärbung der Blattmittelrippe verursacht, was ein Hinweis auf eine Störung des Ligningehaltes ist, das die Stängel verstärkt und die Verdaulichkeit verringert und die Standfestigkeit der Pflanze steigert. Speziell gezüchtete BMR-Sorten haben zwischen 40 und 60 % weniger Lignin, wodurch ihre Verdaulichkeit um 15 bis 30 % gesteigert wird, was wiederum zur Folge hat, dass das Futter besser aufgenommen wird“ erklärt Ing. Podrábský, Handelsvertreter und agrarökonomischer Berater SEED SERVICE Ltd.

Körnersorghum eignet sich sowohl für die Körnerproduktion als auch für die Einschnitt-Silageernte. Es erreicht eine Höhe von 0,8 bis 1,2 Metern und unter idealen Bedingungen einen Ertrag von 10 t Körner/ha. Diese werden getrocknet, da ihr Feuchtigkeitsgehalt bei der Ernte zwischen 16 und 22 % beträgt. Tschechische und europäische Saatgutunternehmen bieten sehr frühe Sorten mit tanninfreien Körnern für die Kornproduktion. Sorghumsorten für die Silage erreichen eine Höhe von 1,5 bis 2 Metern. BMR-Sorten sind hochverdaulich. Sie werden bei Milchreife und einer Pflanzentrockenmasse von 25 bis 27 % siliert.

Die braune Mittelrippe des Sorghumblatts ist auf eine genetische Mutation zurückzuführen, worauf eine Störung des Ligningehalts hinweist. ãFoto von Jana Pančíková

Mehrschnitt-Sorghum wird eher für Biomasse genutzt. Ing.  Podrábský rät zu einem Schnitt mit einem mit einem großen sägeähnlichen Messer ausgestatteten Feldhäcksler und einem schnellen Abwelken und anschließendem Einsammeln der Halbprotein-Heulage, das dank homofermentativer Milchsäurebakterien schnell fermentiert. Eine weitere Möglichkeit eine Ernte als Biomasse zum Zeitpunkt der Reife, wobei hier der niedrige Energiewert der gängigen Sorten ein Problem ist. Er empfiehlt Biomassesorghum weder für die Fütterung von Milchkühen noch für die Produktion von Biogas. Für trockenstehende Kühe und Kälber rät er zu BMR-Sorghum, dessen Fasern um 2 bis 8 % verdaulicher sind. „Dies ist ein großer Unterschied, der für eine höhere Nährstoffaufnahme bei Wiederkäuern sorgt“.

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